23. Juli 2011

Harry Potter – Das Ende

Posted in Filme um 15:01 von SarahAndrea Royce

Vor ein paar Jahren stellte ich mich in aller frühe an eine gigantische Warteschlange in „aller Hergottsfrühe“ zusammen mit vielen anderen, meist jungen Lesern. Und als sich das Warten gelohnt hatte, war ich erst mal für eineinhalb Tage nicht ansprechbar. In dieser Zeit habe ich viele Taschentücher gebraucht. Keine Frage, das Buch, um das es ging, war der finale Teil von Harry Potter.

Die Verfilmung hinkte zwangsläufig etwas hinterher, und so waren mir dann ab dem 6. Teil die bevorstehenden Wendungen schon bekannt, aber darüber, wie sie umgesetzt wurden, kann ich mich letztlich erst jetzt, nach dem der 8. Teil (oder der zweite Teil des 7. Teils) wirklich äussern.

Ich glaube, Harry Potter ist irgendwo einmalig in der Geschichte einer verfilmten Buchreihe. Als die Verfilmung begann, waren die meisten Bücher noch gar nicht fertig, und die Autorin Joanne Rowling meinte, der Druck beim schreiben des letzten Buches war so immens, dass sie sich manchmal gewünscht hat, sie möge sich einen Arm brechen, nur um mal eine Pause zu bekommen.

Wir haben miterleben dürfen, wie aus den kleinen Schauspielern Erwachsene wurden genauso wie die Geschichte selbst mit den Figuren heran wuchs. Der 7./8. Teil ist alles andere als ein Werk für Kinder.

Wie sehr sich das alles von normalen Medienereignissen Unterscheidet, kommt am besten zur Geltung, wenn man sich die letzten Minuten der Vorpremierenfeier ansieht:

Ich glaube so emotional war noch keine Vorpremierenfeier, weder bei den Beteiligten, noch beim Publikum, das Joanne Rowling mit minutenlangem Dankes-Singsang unterbrach.

Aber ich wollte ja eine Kritik schreiben, und das bedeutet auch, ab hier beginnen die SPOILER.

Meiner Ansicht nach passierte schon im ersten Teil etwas, dass die Charakterisierung der Titelfigur etwas vom Film trennte. Im Buch bricht Harry im Showdown aufgrund der Schmerzen, die er mit Voldemort teilt, ohnmächtig zusammen. Sein Lehrer, der ihn Angriff, kam nicht durch irgendetwas, das Harry gemacht hat, um, sondern weil Voldemort, der mit ihm eine Art biologische Symbiose eingegangen war, sich von ihm trennte. Harry selbst bekommt davon gar nichts mehr mit, erst Dumbledore erklärt ihm (und uns Lesern), was während seiner Auszeit passiert ist.

Im Film dagegen wird aus dem Schmerzelement eine Versteinerung, und als Harry mitbekommt, dass er damit eine Waffe gegen Quirrel und Voldemort hat, setzt er sie auch ein, um zu töten. Diese Bereitschaft, Gewalt einzusetzen, unterscheidet den Film-Harry gewaltig vom Buch Harry, der ab dem Punkt, wo ihm die Prophezeiung bekannt ist (am Ende des fünften Teils) mächtig damit zu kämpfen hat, denn er versteht die Prophezeiung so, dass er Voldemort töten muss, um zu überleben. Das stellt sich am Ende des siebten Buches dann als erfreulicher Irrtum heraus. Voldemort schafft das schon ganz alleine 😉 Im Buch. Film Harry dagegen, ganz Action-Held statt Anti-Held, greift Voldemort bewusst an, fordert ihn heraus (die Szene kennt man ja auch als Nichtkinogänger schon aus der Werbung) und auch wenn die eigentliche Schlusszene sich sehr am Buch orientiert, wirkt es hier so, als hätte Harry den Zweikampf auch gewonnen, weil er eben letztlich der bessere war.
Und Action-Harry ist offensichtlich auch der perfekte Soldat, auch wenn ich es eher auf die mangelnden Schauspielkünste Daniel Radcliffes zurückführen würde. Als er durch Snapes Erinnerungen erfährt, dass er sich töten lassen muss, reagiert er im Film absolut unemotional, als ob er einfach einen Auftrag erhalten hat, den er nun ausführen muss.

Was hätte ein Schauspieler mit dem Talent von Snape-Darsteller Alan Rickman aus diesem Augenblick heraus holen können. Seine Darstellung in den letzten drei Filmen dieser vielschichtigen Figur war grandios. Man möge sich nur seine zitternden Lippen am Anfang des siebten Teils in Erinnerung rufen, als er, hilflos, da er ja seine Tarnung nicht auffliegen lassen konnte, zusehen musste, wie eine seiner Freundinnen eiskalt von Voldemort getötet wird. Eine Freundin, die ihn um Gnade anfleht.

Das Casting der jungen Schauspieler war vermutlich zu einem grossen Teil ein Glücksspiel, und eines, das grösstenteils glücklich endete, denn mit Ausnahme von Radcliffe, der allerdings ausgerechnet die Titelrolle hat, entpuppten sich die anderen als wirklich gut. Besonders Tom Felton (Draco Malfoy) glänzt, er bekommt im sechsten Teil viel Raum um sich zu beweisen.

Das Casting der Erwachsenen war lückenlos gut, auch wenn ich mir für Slughorn vielleicht einen etwas runderen Menschen gewünscht hätte. Richard Griffiths hätte gut gepasst, aber den kenne ich ja nun deshalb, weil er im Potterversum bereits eine andere Rolle inne hatte – als Vernon Dursley. Und Zeitweise wirkte er auch sehr Krank. In einem Teil sah er aus, als hätten sie in gerade aus einer Krebstherapie geholt und ihn gezwungen, seine fünf Minuten zu spielen, bevor er zusammenklappt.

Bei aller Kritik an Daniel Radcliffe bin ich froh, dass sie die Schauspieler nicht eingewechselt haben, auch nachdem es altermässig nicht mehr so ganz exakt gepasst hat. Auch Snape war im Grunde mit einem zu alten Schauspieler besetzt, aber bitte, ich würde niemand anders als Alan Rickman aka Hans „Jack“ Gruber (Stirb Langsam) aka Sheriff von Nottingham (Robin Hood mit Kevin Kostner) sehen wollen, er hat die Figur so gut verkörpert wie ich es mir bei niemand anderem Vorstellen könnte.

Neben Action-Harry war leider kein grosser Platz für andere Helden, während das Buch hier vielschichtiger ist.

Matthew Lewis als Neville Longbottom

Matthew Lewis als Neville Longbottom

Meiner Ansicht nach kommt insbesondere Neville Longbottom in der Verfilmung schlecht weg. Im Buch hat er seine eigene, bewegende Geschichte und ab dem 5. Teil macht er eine mächtige Entwicklung durch. Dass er Dumbledores Armee wiederweckt hat und in Hogwarts eine guerillataktikbasierte Rebellion anführt, dass er von Harry als Backup instruiert wird, was zu tun ist, falls seine anderen Freunde scheitern – und er letztlich auch tut, ganz anders und viel Heldenhafter als im Film. Das nicht viel gefehlt hat, und er wäre der „Auserwählte“ gewesen, das seine Eltern das schwerere Schicksal erlitten haben als Harrys, das geht alles unter.

Was mich die ganze Zeit gestört hat, war, dass die enge Verbindung zu Dumbledore als Mentor und auch ein wenig als Ersatzvater für Harry in den Filmen praktisch völlig aussen vor gelassen wurde, es wurde auch viel erklärt in den Gesprächen, wo der Zuschauer völlig allein gelassen wurde. Und die Dekonstruktion des idealisierten Bildes, das Harry von Dumbledore hatte und mit dem er nach seinem Tod zu kämpfen hatte. Bis zu dem Punkt wo er begreift, dass er von Dumbledore wie eine Schachfigur eingesetzt wurde. Dass der grosse Mentor, der Übermächtige, an einem gewissen Punkt sein Ende in der Geschichte finden muss, damit der Held auch auf sich alleine gestellt ist, dass kennt man aus zahllosen anderen Geschichten, man denke nur an den Herrn der Ringe und Gandalfs verschwinden. Aber diese Dekonstruktion ist wohl einmalig und bewegt auch den Leser.

Die Geschichte selbst wirkt teilweise wirklich wie eine Zusammenführung bekannter Geschichten, von klassischen Mythen, die die Figuren im Universum hergeben, über den Verlauf der Geschichte, der in vielen Bereichen an den „Herrn der Ringe“ erinnert. Bedauerlicherweise auch mit der selben Länge (Zweites Buch, Moor, Siebtes Buch, Wälder), bis hin zum christlichen Mythos der Wiederauferstehung. Lustig, das man hier noch nicht viel von Protesten amerikanischer Evangeliker hört. Aber diese Zutaten wurden so perfekt miteinander kombiniert, mit rasanten und eigenen Wendungen garniert, dass wirklich etwas eigenes dabei heraus gekommen ist.

Mir persönlich haben viele Ideen in den Verfilmungen gut gefallen, zum Beispiel wie Dumbledore Harry in einem U-Bahncaffee aufliest, wo er gerade mit einer Kellnerin geflirtet hat. Die erweiterte Actionszene mit dem Drachen – und das man die Knallrümpfigen Kröter im Wesentlichen herausgelassen hat, da bin ich auch nicht wirklich böse drüber 😉

Das Sterben allerdings, das wurde im Buch viel unverblümter und brutaler als im Film dargestellt, wo man die Toten einfach an einer Stelle vorgeführt bekommt. Hier ist das Buch sogar erwachsener als der Film.

Irgendwie hat es die Geschichte geschafft, uns Fans das Gefühl zu geben, Teil des ganzen zu sein und wäre ich bei der Vorpermiere dabei gewesen, ich hätte in die Dankesbekundungen der anderen Fans eingestimmt.

Hier noch etwas für die Fans von Allan Rickman:

22. Januar 2011

Meine 5 liebsten Autoverfolgungsjagden

Posted in Filme, Gesellschaft um 17:03 von SarahAndrea Royce

Ich bin beim Surfen über ein Blog/Onlinemagazin gestolpert in der jemand seine Lieblingsschiessereien auflistet. Dabei musste ich selbst an die dämlichste Schiesserei denken… die gleichzeitig in einer meiner Lieblingsautoverfolgungsjagden statt findet. Und so entstand die Idee, warum nicht selbst einen Blogbeitrag machen, indem ich meine fünf liebsten Autoverfolgungsjagden aufliste?

Auf Platz 5:

James Bond, “In tödlicher Mission“ (For Your Eyes Only).  Carole Bouquet und Roger Moore flüchten mit einem Citroen 2CV (Ente, Döschwo) und wechseln sich am Steuer ab. Bond will erst gar nicht einsteigen, aber ich denke am Schluss könnte er das Auto küssen (er flirtet dann aber doch lieber mit Melina)

Auf Platz 4:

Noch einmal Bond, Octopussy.
Roger Moore stielt einen Alpha GTV und wird von deutschen Polizisten verfolgt – es war die erste Verfolgungsjagd, bei der zumindest die Verfolger wirklich bewiesen haben, dass sie fahren können.

Keine Sorge, damit ist der Bondteil abgeschlossen.

Auf Platz 3:

„Auf dem Highway ist die Hölle los“ (Cannonball)
Adrienne Barbeau und Tara Buckman ärgern die Highway Patrol in einem schwarzen Lamborghini Countach. Schwarz… ein Countach in Schwarz? Mit einem hässlichen Frontflügel? Aber ein wunderbarer Ton.
Über den Film und die darin vorkommenden Autos gibt es viel zu erzählen, endlose Anektoden. Aber ich beschränke mich mal auf dieses: Der Lamborghini gehörte tatsächlich dem Produzenten. Und der hässliche Frontflügel dient nicht der Aerodynamik, sondern war ein Trick um für amerikanische Zulassungsbestimmungen die Mindestfronthöhe zu erreichen. Das Auto gibt es heute noch, aber nach dem, was ich zuletzt gehört habe, braucht er dringend eine Restaurierung. Für die nachfolgenden Sequels wurde eine Eröffnungsverfolgungsjagd mit einem Lamborghini Countach zum Markenzeichen, aber es erreichte nie wieder diese Klasse. Was unter anderem vielleicht auch daran lag, dass man später nur noch mit schlechten Nachbauten drehte.

Damit ist die Aera letztlich vorbei, als man noch auf Handarbeit setzte. Die beiden Favoriten wären ohne Hilfe aus dem Computer (und anderen Tricks, die die ersten drei nicht nötig hatten) nicht möglich gewesen:

Auf Platz 2:

Will Smith und Martin Lawrence jagen in einem Ferrari 550 (und Takeweise in einem Ferrari 575, dem Nachfolger) den Bösen hinterher. Und die werfen mit nicht nur mit Blei, sondern auch mit Booten und Autos nach ihren Verfolgern. Mike Lowrey bedauert es letztlich, mit seinem eigenen Auto darin verwickelt worden zu sein, es ist wohl einer der wenigen Filme, in denen man erfährt, was hinterher die Reperatur der dabei verursachten Schäden kostet 😉

Das ist auch genau die Verfolgungsjagd, in der die dämlichste Schiesserei vorkommt. Die Verfolgten haben sich in einer Massenkarambolage verfangen, in der viele Zivilisten und auch die Schwester des einen und Freundin des anderen verwickelt sind. Und Mike Lawrey schiesst aus einem driftenden Auto mit einer Uzzi in genau diese Menge. Wenn er seine Freundin umbringen will, hätte er auch gleich auf die Verfolgungsjagd als solche Verzichten können.

Der Cannonballproduzent ist übrigens nicht alleine. Zumindest der verwendete 550 stammt aus dem Privatbesitz des Produzenten dieses Films.

Das kann man vom Auto in der Verfolgungsjagd auf Platz 1 so nicht behaupten. So ein Auto gab es in Wirklichkeit nicht, bis es nach dem Film ein Schweizer gebaut hat.

Nur noch 60 Sekunden (Gone in 60 Seconds) – Der deutsche Titel übrigens ein Beweis, dass die deutsche Marketingabteilung sich den Film nicht mal rechtzeitig selbst angesehen hat 😉
Nicolas Cage stiehlt einen seltenen Shelby 500 GT, Bj 67 – aber Eleonor hat ihren eigenen Kopf und lässt sich nicht fangen.
Als ich Eleanor in dem Film sah, war ich erstmal Baff. Ein Auto der American Iron, der Musclecar Generation – mit einer ausgezeichneten Strassenlage?
Aber obwohl diese Shelby Variante des Ford Mustangs mir bislang unbekannt war, sah ich schon am Fahrwerk, das er so unmöglich Orginal sein konnte, und im Making Of erfährt man auch, warum: Die Stuntmen haben sich geweigert, mit einem unmodifizierten Mustang zu drehen. Auch sind viele Szenen mit dem Auto doppelt so schnell abgespielt, wie in Wirklichkeit gedreht.

Aber ich hatte mein Herz schon an Eleanor verloren, und nicht nur ich. Den Mustang gabs in drei Karosserievarianten: Cabrio, Coupe und Fastback und die Fastbacks waren immer die unbeliebtesten. Bis nach dem Film, da wollte jeder einen haben. Das ging so weit, dass Ford selbst das Design des neuesten Models an dem klassischen Design der damaligen Fastbackversion und Details von Eleanor anglich.

Für den Film wurden etwa 12 verschiedene Varianten gebaut, jede hatte spezielle Vorzüge. Zwei lediglich auf Optik getrimmte Modelle überlebten. Eins behielt der Produzent, eines wurde für Werbung genutzt.

Das bedeutet, den Wagen, wie man ihn im Film sieht, gab es nicht in der Realität. Ein Schweizer war jedoch so begeistert, dass er das Filmauto exakt nachbaute, mit allen speziellen Details, bis hin zum genauen darauf achten, dass der Sound des Motors stimmt. Als er ihn vor ein paar Jahren verkaufte, war das sogar 20 min. einen Bericht wert.

Ja, die Gier nach Eleanors war so gross, das eine Miniserie ähnlicher Autos gebaut wurde, allerdings nicht von Shelby und unter dem Namen 500 GT E.

Natürlich gibt es eine Menge guter Autoverfolgungjagden und interessanterweise ist eines der Fahrzeuge, die am liebsten dafür verwendet werden, ein Mini.

Auch nicht geschafft hat es eine Filmreihe, die fast nur aus Autoverfolgungsjagden besteht: Bandit, Burt Reynolds mit seinem unvergesslichen Pontiac Firebird.

Und ich musste bei der Recherche an einen Film denken, der längst vergessen zu sein scheint. Killing Cars. Er enthält wohl die zwei kürzesten Verfolgungsjagden 😉
Jürgen Prochnow steigt nach einer missglückten Fussgängerverfolgung bei 1:10 vom Porsche Turbo auf ein Goggomobil um (1:14)

Kleiner Nachtrag: Das dürfte das Auto sein, das ich meinte. Er ist wohl nach Deutschland verkauft worden. Als sich der Erbauer davon trennte, lag der, durchaus angemessene, Preis leider beim zweifachen meines maximalen Budgets:

(mehr gibts im Youtubeprofilen von Peters Garage und GT500Eleanor)